Licht und offenes Feuer verboten! Diese Warnung kennen wir nur aus modernen Gebäuden. Doch schon in der antiken Grotte di Catullo wird es mindestens einen Ort gegeben haben, an dem man aus brandschutztechnischen Gründen ebenso streng auf die Einhaltung dieses Gebots achtete, nämlich die Schreibstuben. Denn in diesen Verwaltungsräumen lagerten die knochentrockenen Papyrusrollen mit den Geschäftsvereinbarungen, Schuldscheinen und Bilanzen, aber natürlich auch sämtliche Bestände der hauseigenen Bibliothek. Der wirtschaftliche Schaden, den ein dortiger Brand hätte verursachen können, wäre nicht mehr zu beziffern gewesen.
Dennoch waren Öllampen und Harz- oder Pechfackeln nach Sonnenuntergang die einzige Möglichkeit, die Räumlichkeiten der Grotte di Catullo zu beleuchten. Wenn Sie durch meine rekonstruierten Räume wandern, sehen Sie an nahezu jeder Wand die rostbraunen Feuerschalen mit ihren quadratischen Untersetzern. Bis zur Zeit der ersten Ausgrabungen in den Grotte di Catullo, als in den europäischen Städten die Gasbeleuchtung aufkam, stellten Kerzen, Fackeln und Öllampen nach Sonnenuntergang die einzige Möglichkeit der Beleuchtung dar. Ob die Feuerschalen tatsächlich so zahlreich über das Gebäude verteilt waren wie in meiner Rekonstruktion gezeigt, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen.
In meinen Lichtstudien zum nächtlichen Ambiente (https://grotte-di-catullo.com/lichtstudie) habe ich allerdings herausgefunden, dass die hier gezeigte Anordnung der Lichtquellen gerade eben ausreichte, um die Säulenhallen zu erhellen und die davor liegende Terrasse mit immer noch so viel Restlicht zu versorgen, dass man nicht über seine eigenen Füße stolperte. Kurz vor Sonnenuntergang werden die Hausdiener also mit kleinen Öllampen durchs Gebäude gelaufen sein und überall die Feuerschalen, Fackeln, Kerzen und Öllampen entzündet haben. Und der tägliche Öl-, Pech- und Harzverbrauch dürfte immens hoch gewesen sein.